Françoise Madeleine Hardy, die am 17. Januar 1944 in Paris zur Welt kam, studierte an der Pariser Universität Sorbonne Germanistik und nahm nebenbei Gesangsunterricht.
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Schon 1961 wurden verschiedene Schallplattenfirmen auf das sehr musikalische, attraktive, gerade mal 17jährige Mädchen aufmerksam. Das französische Label Vogue suchte ein weibliches Pendant zu Johnny Hallyday, dem damaligen Star der Pariser Szene. Bereits im November 1961 unterschrieb Françoise ihren ersten Schallplattenvertrag bei der Firma Vogue, die im April 1962 ihre erste Platte veröffentlichte. Nachdem sie schon früh begonnen hatte, eigene Lieder zu schreiben, debütierte sie 1962 im französischen Fernsehen mit Tous les garçons et les filles. Das Lied - interpretiert von einer jungen, scheuen Frau mit etwas traurigem Lächeln - wurde die Hymne einer ganzen Generation. In Frankreich verkaufte sich die Single innerhalb kurzer Zeit über 800.000 mal und wurde bald in aller Welt zum Sensationserfolg. Der Song landete in mehreren Ländern auf Platz eins der Hitparaden: Sowohl in England als auch in Deutschland blieb sie damit viele Wochen unter den Top 30. Es folgte eine ganze Reihe von Hardy-Hits, die, was in den 60er Jahren für eine Frau noch äußerst selten war, größtenteils von ihr selbst getextet und komponiert waren. Die sprachbegabte junge Künstlerin spielte ihre Songs auch auf englisch, italienisch, spanisch und deutsch ein. 1963 startete Françoise Hardy für Monaco beim "Grand Prix d'Eurovision de la Chanson" mit L'amour s'en va und erreichte den fünften Platz - ein aufregendes Ereignis für die scheue Françoise, die bis zu diesem Tage noch nie vor einem großen Publikum aufgetreten war! Sogar in England waren 1965 ihre Songs Et même und das englischsprachigefh021_2.jpg All Over The World sehr erfolgreich und erreichten Top-Plazierungen in den britischen Charts. Im selben Jahr erschien bereits ihr viertes Album bei Vogue. Im deutschen Fernsehen widmete man ihr eine ganze Sendung mit dem Titel "Françoise Hardy, ein Portrait in Musik", worauf ein Jahr später die erste Deutschland-Tournee folgte sowie weitere Fernsehauftritte auch als Filmschauspielerin. Auch modisch war sie Trendsetterin und führte des öfteren Mode vor. 1966 nahm sie am "San Remo Festival" teil, wo sie ihren Titel Parlami di te vorstellte und den italienischen Sänger Adriano Celentano traf. Sowohl die Beatles als auch die Rolling Stones schwärmten für sie und ihre Musik. Bob Dylan z.B. wollte bei einem Konzert 1966 in Paris nicht eher auftreten, bevor er Françoise Hardy nicht persönlich kennen gelernt hatte. Viele große Künstler wie Salvador Dali, Paco Rabanne, Jacques Dutronc (mit dem sie später auch privat verbunden war) oder Serge Gainsbourg zählten damals schon zu ihren Freunden. Gainsbourg sagte, was viele Menschen dachten: "In meinen Augen ist Françoise ein Mythos..." und schrieb 1968 für sieFH007_2 den Hit Comment te dire adieu.
Es folgten Auftritte im berühmten Pariser "Olympia". Eine größere Anerkennung gibt es für einen Künstler in Frankreich kaum. Im gleichen Jahr erhielt sie eine weitere große Auszeichnung, nämlich den begehrten Schallplattenpreis "Grand Prix du Disque Academie Charles Gros", auf den sie sehr stolz war.
Sie feierte Erfolge auf der ganzen Welt mit Galas in Montreal, Auftritten in englischen Universitäten und Konzerten in Spanien, Australien und Südafrika. Nicht nur in ihrer Heimat Frankreich avancierte Françoise Hardy zum Idol der Jugend. Ihre Texte waren Gedichte, in denen die junge Liebe sprach, und niemand in jener Zeit vertrat diese Generation musikalisch so sehr wie die etwas unnahbare und geheimnisvolle schöne und begabte Sängerin mit dem melancholischen Blick. Dabei lag ihr der traditionelle französische Chanson eigentlich nicht so sehr, sie orientierte sich eher an der anglo-amerikanischen Rock- und Popmusik. Das Mädchen, das gedankenverloren seine Lieder sang und mit seinem eigenwilligen Vortrag immer den Nerv des Publikums traf, wurde zu einer Interpretin ganz eigener Prägung. Françoise's Repertoire war alles andere als "kommerziell", aber sie machte Hits! Ohne Kompromisse einzugehen stand sie für ihren "Pop Romantique". FH 001Sie wusste von Anfang an ganz genau, was sie wollte und brauchte keine Produzenten, die ihr sagten, welches Songmaterial sie einzuspielen hatte. Ein wesentliches Attribut ihrer Karriere war ihre Eigenwilligkeit gegenüber der Schallplattenindustrie. Sie wollte schon als junge Künstlerin unbedingt authentisch bleiben und setzte sich entsprechend durch.
Sie nahm ihre Lieder sowohl in deutsch als auch in englisch auf, was ihr hierzulande im August 1965 einen Riesenhit mit Frag' den Abendwind einbrachte. Der Titel erreichte Platz 7 und blieb über ein halbes Jahr in den Charts! Zuvor war sie mit Peter und Lou, der deutschen Version ihres Hits "Tous les garçons et les filles", Ich steig' dir aufs Dach und Wer du bist in Deutschland überaus erfolgreich. In den darauf folgenden Jahren schaffte sie es immer wieder für mehrere Wochen in die Top 40 der deutschen Charts z.B. mit Ich bin nun mal ein Mädchen, Dann bist du verliebt und Souvenirs der ersten großen Liebe .
Bemerkenswert ist, dass ihre Beliebtheit in Frankreich bis weit in die 70er und 80er Jahre hinein anhielt, obwohl sie wegen ihrer Bühnenangst nur noch selten vor großem Publikum auftreten mochte. Im Jahre 2000 gelang ihr außerdem ein sensationelles Comeback mit dem Album Clair-Obscur, das in Frankreich bereits wenige Wochen nach Veröffentlichung sechsstellige Verkaufszahlen vorwies.

modisch immer leicht lässig, ist bis heute geblieben, was sie immer war: eine starke aber scheue Persönlichkeit, eine große Künstlerin, ein Mythos. Voilà!

Regina Sommerfeld: Covertext von “Frag’ den Abendwind”